Renate Burger – eine Kantine zum Wohlfühlen

Interviewer Brian: Wie sind Sie auf den Job gekommen?

Renate: Ich bin durch eine Freundin auf den Job gekommen. Ich habe mich mit ihr getroffen und sie hat gesagt, sie hätte etwas für mich. Die Entscheidung war dann schnell gefallen und nach der Vorstellung wollte ich es erst recht machen.

Interviewer Brian: Haben Sie früher schon was mit dem Job zu tun gehabt?

Renate: Eigentlich habe ich eine Lehre im Einzelhandel angefangen. Ich war früher im Kaufhaus in Dornbirn Stadtmitte, wo jetzt die Sauna und das Fitnessstudio sind. Der Wechsel zur Lebensmittelbranche war eine komplette Umstellung für mich. Ich hatte auch keine Erfahrung, aber ich hab mich trotzdem schnell daran gewöhnt.

Interviewer Brian: Welche Qualitäten oder Eigenschaften braucht man für diesen Job?

Renate: Man muss vor allem mit jungen Leuten arbeiten können. Man sollte ihnen bei Problemen zuhören und diese möglichst beheben können, z.B., wenn die Zutaten falsch sind. Außerdem braucht es eine Menge Einfühlungsvermögen und man sollte es gern tun.

Interviewer Brian: Welche Hygienemaßnahmen braucht man in dem Job?

Renate: Du musst viel Hände waschen und schauen, ob alles richtig eingepackt und gekühlt ist. Eigentlich sind es normale Vorschriften für eine Kantine.

Interviewer Brian: Auf einer Skala von 1-10  – wie stressig ist Ihr Job?

Renate: Es gibt drei Zeitzonen, die sehr variieren. Wenn die kleinen Kinder kommen, ist es sehr entspannt, da wäre es eine Eins. Während den Unterrichtsstunden gibt es zwar schon Zeiten, wo man mal durchatmen kann, aber es kann schon passieren, dass man zu der Zeit viel zu tun hat, daher eine Fünf. Während der Pausen ist am meisten los. Da stehen immer sehr viele an und es kann schon ganz stressig werden, weil du auch schnell arbeiten musst, eine ganz klare Zehn.

Interviewer Brian: Wenn Sie die Zeit zurückdrehen könnten, würden Sie diesen Weg wieder gehen?

Renate: Ich würde diesen Weg sicher nochmal gehen. Ich finde diesen Job super und habe nichts zu bemängeln.

Interviewer Brian: Wie sieht Ihre tägliche Routine aus in der HAK Lustenau?

Renate: Für gewöhnlich komm ich um 5 Uhr zur HAK, trinke dann entspannt einen Kaffee mit einem Brötchen, bis ich mich mit den Dingen beschäftigen, die eine Kantine so mit sich bringt. Um 7 Uhr kommen dann die ersten Schüler, die dann ihren Morgensnack haben wollen.

 Interviewer Brian: Ist es nicht ein bisschen eintönig?

Renate: Es ist gar nicht eintönig. Du hast immer mit neuen Leuten zu tun und du hast damit immer neue Herausforderungen. Mir gefällt es sehr hier.

Interviewer Brian: Gibt es Schüler, mit denen Sie nicht so eine gute Verbindung  haben und entgegengesetzt Leute, mit denen Sie sich besonders gut verstehen?

Renate: Ich komme mit allen eigentlich recht gut aus, es gibt immer ein paar Schüler, wo man sich denkt: „Der meint, ich wäre auf der „Gulasch-Sauce“ daher geschwommen (ich merke das nicht).“ Aber ich zeige denen dann schon, wie man sich richtig verhält.

Interviewer Brian: Wie merken Sie sich eigentlich die ganzen Namen der Schüler?

Renate: Wir haben eine Liste, wo man sich aufschreiben lassen kann, um Essen ohne Geld zu geben zu bekommen. Durch dieses Aufschreiben merke ich mir die Namen. Ich merke mir außerdem gut Gesichter. Ich bin echt schon lange hier und wenn ich irgendwo jemanden treffe, dann merke ich sie mir anhand dieser Tatsache. Ein Grund ist auch das ständige Wiederkommen einer Person. Dadurch merkst du dir eine Person leichter. Es ist ja auch so, dass dir die Leute nicht egal sind.

Interviewer Brian: Wie waren Sie früher als Schülerin und was würden Sie den Schülern mitgeben?

Renate: Ich war selber faul in der Schule, aber ich sag´ auch immer, dass die Schüler was machen sollen. Es ist für euch und es ist für das weitere Leben/die Zukunft wichtig! Man denkst sich „Mann, immer der gleiche Spruch“, aber es ist wirklich so. Denn hinterher denkt man sich immer „hätte ich doch“, „wäre ich doch“, aber als junger Mensch hat man eben andere Prioritäten.

Interviewer Brian: Gibt es einen Tick, den Sie haben, z. B. bei den Hygienemaßnahmen?

Renate: Ich würde sagen Desinfektion spielt bei mir eine große Rolle. Jedes Mal, wenn ich mit etwas fertig werde, renne ich zur Desinfektion, um mir natürlich die Hände zu säubern. Man will auch keine Krankheiten verteilen.

Interviewer Brian: Ist Ihnen schon mal irgendwas Peinliches oder ein Fehler passiert und wie haben Sie darauf reagiert?

Renate: Mir fällt nichts dazu ein im Moment. Ich habe schon mal etwas Falsches in eine Semmel reingetan, aber so Grobes ist mir zum Glück noch nichts passiert.

Interviewer Brian: Wie ist das Arbeitsklima in der Kantine?

Renate: Ich komme ganz gut zurecht mit allen. Wir sind zwar nicht im Privaten befreundet, aber als Arbeitskameraden sind wir schon ein eingeschworenes Team.

Interviewer Brian: Wird demnächst ein neues Gericht kommen und was wird es sein?

Renate: Wir wollten Pommes hinzufügen, aber durch das Rheincenter ist diese Idee wieder verflogen. Wir setzen uns aber mit der Schülersprecherin zusammen, um neue Ideen zu entwickeln, also kann es sein, dass es demnächst mal was Neues zu testen gibt.

Interviewer Brian: Würden Sie Schüler fragen?

Renate: Wie schon gesagt kam die Schülersprecherin auf mich zu. Sie hatte die Idee mit den Pommes und Mozzarella-Brötchen. Leberkäsesemmel ist auch in Diskussion, aber es hat Gründe, warum es nicht ins Sortiment kommen kann.

Interviewer Brian: Haben Sie ein Lieblingsgericht in der Kantine oder was würden Sie als Schüler essen?

Renate: Ich esse einfachen Salat, ich mag persönlich Schnitzelsemmel nicht so gern. Es liegt auch an meiner Ernährung, die ich seit längerem umgestellt habe.

 

Interviewer Brian: Wie würden Sie reagieren, wenn Ihr Essen kritisiert wird?

Renate: Alles ist ein Feedback, egal, ob gut oder schlecht. Da muss ich halt schauen, was ich anders mache. Und da muss die jeweilige Person halt auch sagen, was nicht gut ist und was anders gemacht werden muss. Du kannst es nicht allen recht machen – jeder hat seinen eigenen Geschmack.

Aber ich werde nur von den „Kleinen“ kritisiert, Sie sind wenigstens ehrlich und das mag ich auch auf eine Art und Weise.

Interviewer Brian: Welche Dinge lieben Sie an der HAK Lustenau?

Renate: Wir sind wie eine große Familie. Ich finde es gut, dass du nicht „die von der Kantine“ bist, sondern auch einen Namen hast und dass man einfach geschätzt wird. Es ist egal, ob es der Direktor ist, ob es Lehrer sind, du wirst nicht auf eine andere Stufe gestellt und das finde ich großartig.

Interviewer Brian: Wie ist die Beziehung eigentlich zum Direktor?

Renate: Er kommt jeden Tag essen, wir reden oft miteinander, es ist wirklich toll.

Interviewer Brian: Wie viel nimmt man pro Tag in der Kantine ein?

Renate: Ganz unterschiedlich, jetzt war es ganz gut, als das Rheincenter nicht offen war, es sind schon ein paar hundert Euro. Aber es gibt auch viel zu bezahlen. Also gleicht es sich schnell wieder aus.

Interviewer Brian: Was kauft man sich mit den Einnahmen?

Renate: Es ist ein Kreislauf. Essen, Mitarbeiter, Besteck. In Sommer- und Winterferien sind gar keine Einnahmen und ich muss trotzdem die Mitarbeiter bezahlen, deswegen haben wir auch aufgrund der wenigen Einnahmen ausgemacht, dass wir eine Wiedereinstellung machen, also im Sommer kündigen und im September wieder einstellen.

Interviewer Brian: Und sonst läuft es?

Renate: Ja, ich werde nicht reich damit, aber ich muss auch nicht. Ich mach das seit 10 Jahren selbstständig.

Für mich ist es wichtig, dass ich gerne komme, denn ich war vorher in der Lebenshilfe und das war nicht fein. Da bist du nur gemobbt worden, ein ganz ungutes Arbeiten. Da bist du auch dauerhaft kontrolliert worden.

Ich hatte Menschen mit Beeinträchtigung, ohne überhaupt eine Ausbildung zu haben. Da habe ich mir gedacht, der Slogan „Menschen für Menschen – Lebenshilfe“ – das ist es überhaupt nicht und dann hat der vorherige Direktor einen Vorschlag gemacht, weil ich auch todunglücklich war, ob ich für die Lebenshilfe arbeiten wolle. Ob ich es nicht selber machen wolle und ich hab gesagt: „Ich probiere es.“ Herr Scheffknecht hat für mich die Buchhaltung gemacht und alle haben mir geholfen. Ich wurde kräftig unterstützt.

Interviewer Brian: Dann bedanke ich mich fürs Interview, es war sehr schön mit Ihnen gesprochen zu haben!

Renate: Ebenfalls, danke für das Interview!