Ungeduldig warteten die Erstklässler aus Höchst auf das gemeinsame Lesen und Basteln mit den Großen aus der 3bK.
Haben Sie sich heute schon mal überlegt, woher Sie das saubere Wasser erhalten? Was Ihre Eltern am Sonntag machen, wie Jugendliche in der Nacht nach Hause kommen oder wie es Kleinwüchsigen in einem Supermarkt geht? Nein, unsere Schülerinnen und Schüler bei der 3. Klassen HAK schon; bei der Youth Entrepreneurship Week!
Junge Stimmen in der KULTUR
Schülerinnen und Schüler der HAK/HAS Lustenau sorgen für einen neuen Wind im Kulturjournalismus und beteiligen sich in diesem Schuljahr aktiv mit eigenen Beiträgen.
Das erste Theaterstück, „Dirty Dishes“ des interkulturellen Theatervereins Motif wurde besucht; Fotos gemacht; Rezensionen geschrieben; gesichtet und ein Text bereits veröffentlicht.
Wer den ausgewählten Text von Tomislav Jovanovic lesen möchte, hier der Link:
Aber nicht nur Tomislav soll eine Plattform finden, sondern die inspirierenden und vielfältigen Arbeiten der Schüler*innen finden auch ihren Platz.
Hier ein erster Versuch und Vergleich: Die Kritiken von Larissa Karisik und der Wirtschaftspädagogin Monika Ruppe, mit völlig anderem fachlichen Hintergrund.
Vielseitige Emotionen, die Suche nach einem besseren Leben und dazwischen immer wieder Vorurteile über die Herkunft und die Kultur – so kennt man Nick Whitby und seine verschiedenen Komödien. Sein erstes professionelles und erfolgreiches Werk war „Dirty Dishes“.
Schon während des Einlasses in den Dornbirner Spielboden kann man die Küche betrachten, die viele kleine Details zeigt. Von einer alten Küche und einem Grill über verschiedene Küchen-Arbeitsgeräte bis hin zu Sitzmöglichkeiten. All die Sachen sind auf der Bühne verstreut, denn mittig befindet sich die wahre Bühne. Die Inszenierung der Küche von Manuel Menghin lässt aller Augen auf sich ruhen.
Eine neue Aushilfe
Mit der Musikeinlage ist es schnell vorbei. Alvar, ein Araber, wird mit einer lustlosen Energie von Yasar Capar gespielt, er zeigt uns, wie das Leben im Restaurant beginnt. Wir befinden uns in einem Restaurant, wo es keine Rechte gibt, nur den erbarmungslosen Restaurantbesitzer, der von Hanno Dreher gespielt wird. Kebab, der von Erkan Tekerer gespielt wird, bringt das ganze Publikum mit seinem Humor zum Lachen. Sei es mit Anmachsprüchen an seine Arbeitskolleginnen, mit seinen Witzen oder mit seinem Verhalten.
Alvar, Kebab, Igor, Alva und Aglaja sind Flüchtlinge aus verschiedenen Ländern, die aus Not Schwarzarbeit annehmen mussten und nun ihrem hartherzigen Chef ausgeliefert sind. Die Handlung spielt an Silvester, die Höchstleistungshektik und der Stress machen die Arbeit im Restaurant nicht einfacher. Alle Darsteller spielen von Beginn an ihre Rolle gut. Alvar, Kebab und Igor sind Köche im Lokal, Alva und Aglaja sind Kellnerinnen. Igor, der betrunken zur Arbeit erscheint, wird immer wieder von seinem Chef Rudi aufgeweckt. Aglaja und ihr Bombastic, ihr Baklava, also Kebab, sind in einer festen Beziehung. Alvarm der nur Geld verdienen will, muss vielen Herausforderungen trotzen, z.B. Abzug vom Lohn wegen einem Telefonat. Diana ist die neue Aushilfe im Lokal, sie wird von Simge Karakoc gespielt. Helga, die Mitleid mit den Flüchtlingen hat, soll sie anlügen und zur Arbeit zwingen, doch es fällt ihr schwer. Aram kommt zu spät zur Arbeit, als der Chef dies bemerkt, nimmt er seinen Pass, wirft ihn zu Boden und schreit: „Raus! Mach das du wegkommst! Ich will dich nicht mehr sehen!“ Die Flüchtlinge halten zusammen, denn sie wissen, dass jeder der Nächste sein kann.
Die letzte Schicht
Es geht im selben Tempo mit ansteckendem Humor und verschiedenen Unduldsamkeiten weiter. Zum Ende ihrer Schicht warten sie alle aufgeregt auf ihr verdientes Geld, aber ahnen nicht, dass eine weitere Schicht auf sie wartet, obwohl sie frei hätten. Beim Kampf zwischen den Arbeitern und dem Chef erlebt das Publikum mit, wie es ist, wenn Arbeiter keine Rechte haben bzw. in diesem Fall unterbezahlt werden.
Natürlich geht es nicht nur um die schwarze Comedy, sondern auch um die Geschichte hinter dem Werk. Wer darauf angewiesen ist, einen an sich ungesetzlichen Deal mit einem Dienstgeber einzugehen, das heißt, illegal zu arbeiten, der ist grenzenlos ausbeutbar. Gegebenenfalls bis über den Tod hinaus. So ließ sich das Kernthema von „Dirty Dishes“ skizzieren.
In diesen eineinhalb Stunden zeigen die Darsteller viel Humor, aber auch viele Vorurteile, die jeder sehen muss. Nick Whitby und das Theater Motif haben dies in diesem Stück bewiesen. Auf jeden Fall ein gelungenes Stück, das vermehrt auch junge Menschen in den Zuschauerraum bringen wird, wie viele Lacher aus dem Zuschauerraum bewiesen haben.
von Larissa Karisik, 3bK
Die Antilopen Gang mit ihrem Kassenschlager Pizza betritt über die Kopfhörer des Kochs die Bühne und wird sie nicht mehr verlassen. Sie begleitet die rasante, bitterböse Pizzaküchen-Komödie den Silvester-Tag und Abend lang durch die Küche, in der zwar keine Pizza gebacken wird, sich aber das ganze Spektrum der illegalen Beschäftigung junger Ausländer in Vorarlberg und dem damit verbunden Leid zeigt.
Erpressung, Angst vor Ausweisung und der Traum vom schnellen Geld sind die Zutaten für dieses schräge, moderne Märchen von Nick Whitby, gespielt vom interkulturellen Theaterverein Motif. Gespickt wird der Auftritt am Spielboden Dornbirn noch mit einem Überschuss an Klischees: die albanische Kellnerin, kurz vor ihrer Hochzeit mit einem Österreicher, die ukrainische Tänzerin, die sich mit dem Pizzakoch „Kebap“ aus Anatolien vergnügt, der Syrer, der in die Lieblings-Minestrone des Chefs spuckt und sich in der Pause mit seiner Frau übers Telefon vergnügt und der Russe, der Vodka trinkend seinen Arbeitstag verschläft und mit seinem Austritt für einen gelungenen Pointen-Abschluss des Stücks sorgt. Nicht zu vergessen die mitleidende Vorarlbergerin, Vizechefin und einzig Legale, die erst zu einem Zeitpunkt Partei ergreift, zu dem schon alles verloren scheint: Der Russe liegt regungslos am Boden. „Herrschaftszeiten“, werden die Illegalen wohl endlich arbeiten wollen; Auftritt des Vorarlberger Chefs mit der neuen Aushilfskraft aus dem Irak, die durch ihre Intelligenz einen neuen Wind in die Küche der Satire bringt. Immer gedrängter läuft der Song Pizza durch die Umbauphasen: Unruhig und getaktet auch der Silvesterabend, an dem zum Schluss Bestellungen nur noch im Stakkato weitergegeben werden. Eine gelungene Aufführung mit viel Pointen und Sozialkritik, die Besucher nachdenklich stimmt, woher ihre Pizza wirklich kommt und ob die Antilopengang wohl auf dem richtigen Weg zum Weltfrieden ist? Ich auf jeden Fall, glaube fest daran, dass uns Pizza und eine interkulturelle kreative Zusammenarbeit retten kann