Prämiert
W*ORT-Geschäftsführerin Gabi Hampson über einen denkwürdigen Workshop
Heute war wieder ein neuer Gast in der writers:class. Vorgestellt hat ihn Nadja Naier, die Deutschlehrerin der Klasse und unsere Komplizin in Sachen writers:class an der HAK Lustenau, als „Der Mann, der euch helfen wird, Radiobeiträge zu schreiben“. Dieser Mann ist Martin Hartmann. Martin bringt viele Jahre Erfahrung im Radio mit und ist Experte in Sachen Stimme. Er moderiert im Moment keine Radiosendungen, dafür den Unterricht im BG Blumenstraße und ist leidenschaftlicher Sänger in einigen Bands. Sein wohl wichtigstes Instrument, die Stimme, setzt er auch bei uns in der writers:class in vielen verschiedenen Tonlagen, Lautstärken und Sprachen ein. Ein unglaublich lautes „HE!“ klingt durch die Klasse. Nicht als Ermahnung an die Schüler:innen, sondern als Beispiel, wie man seine eigene Stimme einsetzen, wie sie wirken kann. Dann macht er einen schnüffelnden Hund nach, über den wir einen Radiobeitrag gehört haben, eine Radiosprecherin, die auch eine Sexhotline anmoderieren könnte, und die Stimmung in manchen Privatsendern, die durch Lautstärke, Tonfall und überzogene Bilder die Hörer halten wollen. Er vermittelt Radio-Atmosphäre.
Wenn Martin von An-Mod, OT-Mod und von Atmo spricht, könnte ein Laie meinen, man sei in einer Programierer:class, nicht in der writers:class. Aber noch bevor einem die Worte „wie bitte?“ über die Lippen kommen, erklärt er, was An-Moderation, Original Töne und Atmosphäre beim Radio bedeuten und was sie können müssen. In der An-Moderation werden die Hörer:innen in die Sendung, ins Thema eingeladen. In weniger als 45 Sekunden müssen Hörer:innen in den (virtuellen) Raum geholt und die Türe hinter ihnen geschlossen werden. Die Türe zu einem sehr persönlichen Raum. Martin rückt den Stuhl zurecht, setzt sich direkt vor eine Schülerin: „So nah lassen sie euch an sich heran! Das ein Privileg. Sie lassen sich extrem auf euch ein.“ Dieses Privileg zu nutzen und den Zuhörer:innen einen interessanten Beitrag zu liefern, das wird die 3ck in den nächsten Stunden mit Martin beschäftigen.
Um sicherzustellen, dass die Schüler:innen seinen Input, seine Sprache verstehen, fragt Martin immer wieder: „Nachvollziehbar?“ Denn auch das ist wichtig beim Radio – die richtige Sprache, die richtige Wortwahl. Verstehen sie, was ich sage, oder muss ich es erklären? Das ist eine Frage, die sich Redakteur:innen immer wieder stellen müssen. Und hier kommt die Sendung mit der Maus ins Spiel. „Ein Thema muss so erklärt werden, dass ich das als „Normalo“ verstehe“, wirft Martin ein. „Es muss so erklärt werden, wie das in der Sendung mit der Maus passiert.“
Dann geht es an die Themensuche. Martin selbst würde gerne einen Bericht über die Sinnhaftigkeit von Laubbläsern oder über einen Schlachthof machen. Bei den Schüler:innen kommen Themen wie Darts, Social Media & Kids, Überhitzen von Gaming PCs, Metzgerei und die Zukunft des Autohandels. Was immer die Schüler:innen wählen, eins ist für Martin ganz klar: „Wenn es mich Nüsse interessiert, dann wird der Beitrag Scheiße hoch 4! Wenn mich der Inhalt nicht interessiert, kann ich ihn auch nicht gut erzählen.“
Be what you say. Denkt an das, was ihr sprecht! Ihr müsst das, was ihr sprecht, vor euch sehen. Dann ist man in der Geschichte, dann kann man sie erzählen und dann lassen einen die Zuhörer:innen ganz nah an sich heran. Dann wird es kein lautes, sondern gutes Radio.
Bildunterschrift: Während das laute „HE!“, das Martin durchs Klassenzimmer schickte, keine Ermahnung war, war die Faust, die er sich in den Mund steckte, kein Akt der Verzweiflung, sondern eine Stimmübung.
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